Wir Etjer Mühlenjockel zählen zu den Figuren des so genannten „Weißnarren“. Gemeint sind die Träger eines weißen Leinengewandes, deren Kopfhaube, Kittel und Hose auch oft bemalt sind. Im Mittelalter war Leinen ein ungemein beliebter Stoff für Bekleidung. Die begüterte Bevölkerungsschicht trug Unterwäsche aus Leinen sowie große, gestärkte und gefaltete Halskrauen. Die Ärmeren jedoch benutzten das relativ billige Material auch für Jacke und Hose. Betrachtet man ausschließlich Jacke, Hose und Gugel (= Kopfbedeckung) als „Grundlage“ des Weißnarrenkleides kommt man zu dem Schluss, dass es sich bei unserem Häs um die übliche Kleidung der einfachen Leute handelte.

Unser Häs besteht aus einer weißen Jacke, deren Rückenteil mit dem Abbild der Etjer Jockel KronenstraßeMühle bestickt ist. Dazu eine einfache, unbemalte Kniebundhose und (einer alten Tradition folgend) einer blauen Arbeitsschürze, wie ihn die Männer der Dörfer dieser Gegend getragen haben.

Abgerundet wird das Häs durch ein rotes Halstuch sowie Handschuhe und Strümpfe in gleicher Farbe. Rot trugen im Mittelalter die Mächtigen, der Adel und das Priestertum. Kleiderfarben waren wichtig, denn sie zeigten die Position, die eine Person in der Gesellschaft einnahm. Kräftiges Rot wurde durch ein kompliziertes Verfahren gewonnen und das Tragen dieser Farbe war einem einfachen Mann wie dem Müller  mit der Todesstrafe verboten.

Doch noch immer wird als Ehrerbietung vor gesellschaftlichem/politischen Besuch der „rote Teppich“ ausgebreitet. Als Narr spielen und spiegeln wir somit quasi jede Schicht des Mittelalters und verdrehen die Welt.

Unsere Maske (= Larve) musste ein freundliches Gesicht bekommen, um vor allem bei Kindern Gefallen zu finden. Im 15. und 16. Jahrhundet fand man vor allem zwei Maskentypen wieder: Die des freundlichen, einfachen Mannes (den wir darstellen) und die Maske des dämonischen Teufels. Die meisten Masken befanden sich im Eigentum der Kirche und wurden für Festspiele, Prozessionen aber auch leihweise für die Fasnacht verwendet. Vermutlich gehören jedoch ausgerechnet die Masken zu den jüngsten Narrenattributen, denn Hinweise auf das Tragen von Masken (zuerst aus Stoff, Lehm, Stroh oder Ton) findet man erst ab dem 14. Jahrhundert.

In unserer Hand halten wir eine Klapper, die das Geräusch unserer Mühle nachahmen soll. Denn arm ist der Narr, dem nichts in die Hand gegeben ist. Im Gegensatz zu dem Zepter des Königs hielt ein Hofnarr die Marotte (Holzstab mit geschnitzem Kopf) in der Hand, später wurde sie durch einen Spiegel abgelöst. Damit wurde die (spiegel-)verkehrte Welt an Fasnacht und die Selbstverliebtheit der Narren dargestellt.

Auch die Schellen/Glöckchen, die wir an unsere Arbeitsstiefel binden, zierten ab dem 12. Jahrhundert den Adel und das Priestertum. Außerdem strukturierten Schellen/Glocken das Leben und hatten somit einen hohen Stellenwert. Man muss sich vorstellen, dass die zeitliche Orientierung eine ganz andere war. Uhren oder gar Jahreskalender gab es damals nicht.  An der Kleidung getragen symbolisierte die Schelle jedoch Würde und Stil. Ob an Röcken oder Ärmel: Überall bimmelte es. Noch heute finden wir Überbleibsel dieser Mode in den Gottesdiensten wieder. Den Armen jedoch war das Tragen von Schellen verboten, lediglich der Hofnarr durfte sie damals  zur Unterhaltung und Belustigung der Herrschaften tragen. Ab dem 15. Jahrhundert wurden Schellen sogar zu einem der wichtigsten Narrenmerkmal.

Ein Narrenlärmen und Gebimmel (…)

die Seeligkeit des … Narrenhimmels.

Was für ein klapperndes Getöse.

Nur Hohlheit kann so lärmen,

nur Narrheit so verblendet schwärmen. (…)

Herbert Schurig

Till Eulenspiegel war vermutlich einer der bekanntesten Narren der Welt und dient heute noch vielen Hästrägern mit seinen Narrenattributen als Vorbild. Er ist ein Sinnbild der Schadenfreude und des Spottes. Er soll um 1300 in Kneitlingen am Elm geboren und 1350 in Mölln gestorben sein, wo sich auch ein Gedenkstein befindet. Exakte Nachweise über die tatsächliche Existens gibt es aber nicht.

Weißt du eigentlich, woher die Redewendung „blau machen“ kommt?
Wenn die Tuchfärber die Stoffe für unserer Arbeitsschürzen blau färbten, mussten diese zwei Tage in den Kübeln ruhen und sie konnten somit in dieser Zeit keine anderen Tücher einfärben. Sie machten also BLAU.